Seit längerem ärgere ich mich darüber, wenn bei geparkten Autos der Motor laufen gelassen wird. Natürlich wegen den ausgestossenen Schadstoffen, aber ich finde auch den Lärm sehr störend – zum Beispiel nachts in einer engen Gasse. Irgendwann habe ich begonnen, die Lenker*innen in den Autos anzusprechen und sie zu bitten, den Motor abzuschalten. Meine Argumente waren:
- schädlich für die Umwelt
- laut für Anrainer*innen
- verboten
Die Reaktionen waren unterschiedlich: die meisten waren irritiert, dass sie überhaupt angesprochen wurden, auch weil viele beim Parken telefonieren. Ihnen konnte man ansehen, wie sehr sie es bedauern, dass Glasscheiben durchsichtig sind. Sehr oft bekam ich zu hören: „das geht Sie nichts an, was ich mache“. Mir wurde auch erklärt, dass das Laufenlassen gut oder notwendig für den Motor ist (der ÖAMTC sieht das anders). Es gab auch wahrlich Renitente, die dann absichtlich beim Wegfahren den Motor aufheulen haben lassen.
Aber der Großteil der Angesprochenen hat den Motor anschließend abgedreht – sich entschuldigend, dankend, wortlos oder mit einer Pause, die anscheinend notwendig ist, um sich selbstbestimmt zu fühlen.
Mein Fazit:
Zunächst sehe ich die Verantwortung zur Aufklärung bei den Autoproduzenten und Fahrschulen.
Das Problem entsteht in erster Linie aus fehlender Rücksichtnahme oder schlichtweg Gedankenlosigkeit. Ich habe beobachtet, dass Autofahrer*innen beim Wegfahren zuerst einmal den Motor anstarten, dann ihr GPS-System am Smartphone aktivieren, das Handy an einer Spezialhalterung am Armaturenbrett befestigen, einen Radiosender auswählen, die Jacke ausziehen, einen Schluck trinken, den Getränkebecher verstauen, einen Kaugummi aus der Tasche hervorkramen und dann den Gang reinlegen.
Da wir wegen der Klimakrise den Autoverkehr wesentlich einschränken müssen und dies in Ansätzen ja auch schon geschieht, verstehen und spüren viele Autofahrer*innen, dass sie ihre jahrzehntelangen Privilegien verlieren. Das schmerzt und macht sie überempfindlich gegenüber Kritik.
Aber mit den Menschen direkt Kontakt aufzunehmen ist immer gut – auch wenn die Angesprochenen abweisend reagieren. Es wird ihnen klargemacht, dass ihr Handeln Auswirkungen auf Umwelt und Mitmenschen hat, und das bringt sie hoffentlich zum Nachdenken und zu einer Verhaltensänderung.
Hier die gesetzliche Grundlage: §102 (4) Kraftfahrgesetz:
„Der Lenker darf mit dem von ihm gelenkten Kraftfahrzeug und einem mit diesem gezogenen Anhänger nicht ungebührlichen Lärm, ferner nicht mehr Rauch, üblen Geruch oder schädliche Luftverunreinigungen verursachen, als bei ordnungsgemäßem Zustand und sachgemäßem Betrieb des Fahrzeuges unvermeidbar ist. (…)
‚Warmlaufenlassen‘ des Motors stellt jedenfalls eine vermeidbare Luftverunreinigung dar.“
https://www.jusline.at/gesetz/kfg/paragraf/102