Die alte gelbe Straßenbahn rumpelt die steile Gasse hinauf, vorbei an den blau-grün-gelb gefliesten Hausfassaden. Ich besuche einen Erasmusfreund in seiner Heimatstadt Lissabon und neben dem tiefblauen Fluss und den breiten hellen Stränden fällt mir auf, dass an vielen unterschiedlichen Wänden und Fassaden Pflanzen wuchern und die Stadt begrünen.
Als Erstes sind mir die vertikalen Grasreihen an einem Bauzaun neben einem Aussichtspunkt in der Altstadt ins Auge gestochen. Die Pflanzen sehen nicht nur schöner aus als das graue Wellblech, sie binden auch Staub und kühlen die unmittelbare Umgebung in dem heißen Sommer 2021. Der neue sechste Bericht vom Weltklimarat zeigt, dass auch in Europa extrem hohe Temperaturen stark zunehmen werden. Wir müssen uns dringend an die Folgen der Klimakrise wie z.B. Hitze und Trockenheit anpassen. Mehr Grün stellt dabei eine ökologische Möglichkeit dar. Auf die Frage wer dafür in Portugal zahlt, habe ich leider keine Antwort bekommen. Bei hohen Baukosten sollte die Vertikalbegrünung aber wohl kaum ins Gewicht fallen.

Als Nächstes sind wir an einem völlig begrünten Wohnhaus in der Nachbarschaft vorbeigekommen. Die vielseitige Flora wertet das Grätzl auf, kühlt das Gebäude und bietet einen Lebensraum für Insekten und Vögel. „Grüne Bauten“ im sprichwörtlichen Sinn spielen in vielen Städten der Welt eine immer bedeutendere Rolle.

Ein Grünes Wohngebäude birgt viele Vorteile für Mensch und Natur.
Auch zuvor kahle Hauswände und Baulücken sind an vielen Stellen der Stadt mit unterschiedlichen Pflanzen begrünt und machen Lissabon noch lebenswerter. Im urbanen Raum ist Fläche rares und teures Gut, daher macht es Sinn auch in der Höhe ungenutzten Platz für Grünraum zu nutzen.

Wir arbeiten daran, dass auch im Dritten Bezirk mehr Pflanzen an Fassaden, Wänden und Zäunen in die Höhe sprießen. In den letzten Jahren haben wir in die Wege geleitet, dass die Begrünung von öffentlichen Gebäuden wie Schulen geprüft wird. In der letzten Bezirksvertretungssitzung haben wir zudem erfolgreich die Begrünung vom Wartehäuschen der Bimhaltestelle am Fasanplatz beantragt.
Hier gibt es Infos, wie jede*r selbst mit kleinen Pflanztrögen eine Wand oder Fassade sehr günstig begrünen kann. In Wien haben wir viel Nachholbedarf für grünere Fassaden und Gebäude.
Wir können von anderen Städten wie Lissabon lernen, wahrscheinlich wird keine gelbe Bim durch den Bezirk ruckeln, aber dafür mehr Grün die Wege säumen.

Disclaimer: ich bin mit dem Flugzeug und einer CO2 Kompensation nach Portugal gereist.
2 Antworten
Tolle Projekte. Wo kann man die Grünen Wände in Lissabon finden?
Drei der Bilder sind in dem Viertel „Campo de Ourique“ entstanden, ein anderes in der Nähe der Burg. Hoffentlich finden sich beim Spazieren durch die Stadt noch mehr begrünte Wände und Grünoasen?