Ich habe Romanistik studiert und an einem Gymnasium unterrichtet. Jetzt bin ich Pensionistin, arbeite aber immer wieder mit Flüchtlingen, um deren Deutschkenntnisse zu verbessern.
Ich habe auch ein Buch über meine Mutter Vilma Steindling, eine jüdische Widerstandskämpferin während der NS-Zeit, geschrieben:
INFOS: https://amalthea.at/produkt/vilma-steindling/
Ich habe zwei Söhne. Der eine lebt nicht in Österreich und der andere ist leider im Alter von 27 Jahren an Krebs gestorben. Er war mein älterer Sohn. Damals bin ich gerade im Eurogate eingezogen.
Wir leben jetzt seit einem Jahr mit der Corona-Krise, die unseren Alltag komplett verändert hat. Was hat sich bei dir persönlich komplett verändert?
Ich bin ein sehr soziales Wesen, bin gerne in Gesellschaft.
Die Corona-Krise hat daher mein Leben auf den Kopf gestellt. Davor bin ich ziemlich viel gereist. Da das nunmehr nicht so einfach ist, habe ich meinen Sohn leider seit Anfang Oktober nicht mehr gesehen. Ich war früher hauptsächlich in Europa unterwegs. Im Jänner 2020 war ich in Nordafrika. Meinen letzten Urlaub habe ich im Herbst in der Südsteiermark verbracht.
Gemeinsam mit einer Freundin, Claudia Erdheim, habe ich die Biographie meiner Mutter veröffentlicht. Es wären 2020 etliche Lesungen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich geplant gewesen. Alle mussten abgesagt werden und es sieht nicht so aus, als ob sich die versäumten Lesungen in naher Zukunft nachholen lassen.
Was mir auch sehr fehlt, ist die Kultur. Ins Museum kann man jetzt wieder, aber die Theater und die Kinos sind geschlossen. Es gibt keine Veranstaltungen mehr, die man live miterleben kann. Kein Kaffeehaus, keine Restaurants. Das schränkt mich sehr ein. Ich halte mich streng an die Regeln, bin sehr vorsichtig, weil ich eine Corona-Erkrankung vermeiden will. Ich gehe zu niemandem nach Hause, lade keine Freunde mehr zu mir zum Essen ein.
Ich gehe viel spazieren, Freunde treffe ich nur noch im Freien.
Ich mache unregelmäßig Gymnastik, aber ich sitze fast täglich 1 Stunde am Hometrainer. Ich habe in meinem ganzen bisherigen Leben nie so viel ferngesehen wie jetzt. Ich lese auch viel.
Ich bin selbst über mich erstaunt, dass ich dieses Alleinsein relativ gut aushalte. Vor Corona-Zeiten war ich kaum einen Abend zu Hause, habe viele Freunde getroffen, hatte Angst vor Einsamkeit. Am Wochenende oder an Feiertagen, wo alles wie tot ist, hatte ich Panik, nichts vorzuhaben und dass mir die Decke auf den Kopf fallen würde. Das macht mir jetzt nicht so viel aus, da sich die Tage alle gleichen. Die berühmte Wochentags-Amnesie hat auch mich eingeholt.
Auf was freust du dich besonders, wenn die Corona-Krise vorbei sein wird?
Sobald die Corona-Krise vorbei ist, möchte ich zuallererst meinen Sohn sehen.
Auf das Reisen freue ich mich besonders, das fehlt mir sehr. Ich habe so viele Freunde im Ausland, die ich endlich wiedersehen möchte.
Meine Hoffnung derzeit ist, dass es bald warm wird und Schwimmen, mein Lieblingssport, wieder möglich ist. Dann sieht die Welt für mich wieder freundlicher aus. Dann kann ich viel Zeit im Freien verbringen.
Gibt es einen Wunsch, den du an die Politik hast?
An die Politik habe ich viele Wünsche. Vor allem an die Grünen. Ich wünsche mir mehr Durchsetzungskraft den Türkisen gegenüber. Allgemein wünsche ich mir, dass mit Korruption und Lügen endlich Schluss ist.
Ich wünsche mir, dass ich teilweise selbst bestimmen kann, wofür mein Steuergeld ausgegeben wird. Ich finde es ganz und gar widerlich, dass unter anderem mit meinem Steuergeld der Boulevard und rechte Medien gefördert werden, und dass Frau Schramböck und Herr Mahrer 1,3 Millionen Euro in den Sand setzen können, ohne jemals dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.
Ich wünsche mir ein humanitäres Bleiberecht für gut integrierte Familien und die Aufnahme von Familien und Kindern aus den Schreckenslagern in Europa.
Wieso müssen Steuerzahler dafür aufkommen, dass sich BK Kurz, (um jede Verwechslung mit Martina Kurz auszuschließen), jede Menge Personal und einen „Hof-Fotographen“ leistet, der ihn bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ins „rechte“ Licht rückt.
Ich wünsche mir Experten an den Schaltstellen der Politik, die Hintergrundwissen haben, um das hoffentlich Richtige zu tun. Die FPÖ rechts überholen zu wollen, widert mich an.
Ich wünsche mir eine Reichensteuer, damit nicht wieder die unteren und mittleren Einkommen stark belastet werden, um aus der Krise rauszukommen.
Ich wünsche mir, dass nur Experten über die Impfungen und Corona-Maßnahmen informieren. Vielleicht gäbe es dann weniger Corona-Leugner.
Wünschen kann ich mir viel. Als das Wünschen noch geholfen hat…