Welche Fortbewegungsmittel haben auf Wiens Straßen Priorität?
Eine Polemik anlässlich der Verkehrsplanung im „Village“.
Wie schaut der ideale Radweg aus? Jedenfalls nicht so, dass auf der Strasse oder – noch schlimmer! – am Gehsteig ein paar Striche hingepinselt werden. Auch nicht so, dass Fahrräder und Autos sich aneinander vorbei quetschen müssen. Wer dabei draufzahlt, ist klar. Poller sind auch keine gute Idee. Die verhindern zwar das Verparken, sind aber im Fall eines Unfalls definitiv härter als Knochen.
Natürlich ist es eine Herausforderung, in die bestehende (autofokussierte) Aufteilung des öffentlichen Raumes einzugreifen und Radwege irgendwie unterzubringen. Neubau und Neugestaltung von Stadtvierteln bieten da ganz andere Möglichkeiten. Sie können bereits in der Planung auf eine zeitgemäße Mobilität eingehen.
Der zur Verfügung stehende Raum kann so konzipiert werden, dass Fortbewegungsmittel Priorität haben, die Lebensqualität fördern. Grünflächen mit Sitzgelegenheiten, kurze Fußwege und sichere Radwege sollten 2021 die Norm sein.
Dass im 3. verkehrspolitische Steinzeit herrscht, wird uns gerade wieder anschaulich vor Augen geführt: Das Großbauprojekt Village im Dritten ist ein Dejá Vu aus Fehlplanung, programmiertem Konflikt und Altherrenpolitik. Die für Adolf-Blamauer- Gasse und Otto-Preminger-Straße geplanten neuen Radwege sind bestenfalls als unambitioniert zu bezeichnen- nach dem Motto: „irgendwo müssen wir ein paar Radwege hintun, sonst regen sich die Grünen wieder auf. „
Folgende Punkte kritisieren wir:
- Gegenüber dem Haupteingang vom neuen Schul-Campus wird eine Tiefgaragen-Einfahrt geplant
- Vor dem Haupteingang gibt es PKW- statt Fahrrad-Stellplätze
- Die Otto-Preminger-Straße soll für den Durchzugs-Verkehr geöffnet werden. Ursprünglich war dieser Straßenabschnitt nur als Bus- und Fahrradverbindung konzipiert.
- Die Fahrradstraße ist an der Kreuzung zum Gürtel verengt. Genau dort ist die Steigung am steilsten. Statt diese Gefahrenzone zu entschärfen, wird noch ein Schäuferl nachgelegt.
- Lärmschutzmauer und Bäume entlang der Schnellbahn werden laut aktueller Planung geopfert. Stattdessen winken Beton und Maschendrahtzaun – direkt neben dem Radweg. Die zu erwartenden Druckwellen durch vorbei brausende Züge sollen wahrscheinlich ganzjährig Abkühlung beim Radfahren bringen.
- Der Radweg Anton-Blamauer-Gasse ist baulich nur durch eine leicht zu überfahrende Kante von der Straße getrennt. Das ist eine Einladung zum Überfahren und schnellen Abstellen von Autos und LKWs.
Unsere Kritikpunkte haben wir im Bezirk eingebracht. Erfolglos: die Planung wurde gegen die Grünen Stimmen bestätigt.
Wieder vertut der Bezirk eine Riesenchance, wieder werden klare Prioritäten zum Nachteil der AnrainerInnen gesetzt, ganz auf SPÖ-Wien Linie. Platz für Wien nennt das kürzlich präsentierte Radwegebauprogramm der Stadt Wien „mau“.
„Wassollmannochsagen“ kommentierte auf Twitter: „Dafür investiert die Stadt Wien eine halbe Milliarde in eine neue Autobahn. Da muss man verstehen, dass für so ein Hobby wie Radfahren kein Geld da ist. Man muss Prioritäten setzen.“ Genau. Und die heißen im Dritten ganz klar: Fürs Auto, gegen die Menschen.